Bericht vom Fachmann in der Bauernzeitung
Beat Wandeler, was macht eigentlich unser Nachbar Deutschland bezüglich Tierwohl und Qualitätssicherung?
Die deutsche Interessengemeinschaft Tierwohl will eine bessere Tierhaltung für Schweine und Geflügel erreichen. Auf 2018 gibt es neben neuen Anforderungen eine Erhöhung der Abgeltung auf maximal 5,10 Euro pro Schwein. Der Detailhandel steht nahezu geschlossen hinter dem Projekt und finanziert 130 Millionen Euro (6,5 Eurocent pro verkauftes Kilo Fleisch) jährlich. Dennoch muss sich die Schweiz auch im nächsten Jahr nicht verstecken. Hier bringen einige schwarze Schafe QM-Schweizerfleisch in Verruf, und nördlich wird für geringere Anforderungen ein Mehrpreis von über 4% durch freiwilliges Mitmachen erzielt. Dies entspricht bei Schweizer Preisniveau (x 2,5) einem Zuschlag von knapp 15 Rappen pro Kilo Schlachtgewicht.
Dabei handelt es sich um folgende Verbesserungen: 1. Basisanforderungen: Qualitätssicherung-Zertifizierung, Antibiotikamonitoring, Schlachtbefundauswertung, Sallklimacheck, Tränkewassercheck, Tageslicht, zusätzlich organisches Beschäftigungsmaterial und 10% mehr Platz (0,825m2 bei 110 kg). 2. Weitere frei wählbare Kriterien sind: 20% mehr Platz (0,9 m2 bei 110 kg), Raufutter, Scheuermöglichkeit, Luftkühlungsvorrichtung und Saufen aus offener Fläche. In Deutschland werden rund 12% der Schweine unter der Auszeichnung von IG Tierwohl gehalten. Für nächstes Jahr wird mit rund 20 Prozent gerechnet. Das Fazit: Die Anforderungen sind tiefer als unsere Minimalvorschriften plus Suissano. Bei uns ist ab nächstem Jahr eine Festfläche von 0,6 m2 und eine Totalfläche von 0,9 m2 die gesetzliche Minimalanforderung für alle Mastschweine. Wir brauchen diesen höheren Standard, um die zweieinhalb bis dreimal höheren Preise auch in Zukunft realisieren zu können. Trotzdem bleibt es eine Herausforderung, den Vorsprung zu halten ohne die Bürokratie laufend auszubauen.
In Deutschland zeigt sich das übliche Bild: Alle wollen mehr Tierwohl, wenn es aber um eine faire Bezahlung geht, entscheidet sich der Konsument regelmässig für die billigeren Lebensmittel. Der Ausbau des Tierwohls kommt nur durch eine indirekte Finanzierung durch den Staat oder Branchenorganisationen, die finanzielle Anreize schaffen, vorwärts. Beat Wandeler, Hügi AG, Nebikon